Wetterfühligkeit: Krank durch Wetterumschwünge?
Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Kreislaufprobleme – manche Menschen scheinen auf Wetterveränderungen besonders empfindlich zu reagieren. Was ist dran an der sogenannten Wetterfühligkeit?
In seinem Alltag ist der Mensch vielen Einflüssen ausgesetzt – so auch dem Wetter. Um die Funktionen des Körpers aufrechtzuerhalten, reagiert er auf äußere Einflüsse. Ändern sich Temperatur und Wetter, nimmt der Körper dies wahr und beginnt, das vegetative Nervensystem entsprechend darauf einzustellen. So kann es zum Beispiel auch zu unterschiedlichen hormonellen Wechselwirkungen kommen.
Das Wetter ändert sich, der Körper reagiert
Viele Menschen bemerken solche Anpassungen an das Wetter nur selten oder gar nicht. Andere verspüren dadurch jedoch häufiger Beschwerden beziehungsweise meinen, einen Zusammenhang zum Wetter zu sehen. Kommt es im Rahmen solcher Wetteranpassungen zu Störungen des Befindens, spricht man von Wetterfühligkeit – auch Biotropie oder Meteoropathie genannt.
Ob die Ursache der Beschwerden dabei wirklich das Wetter ist, ist zwar durchaus wahrscheinlich, jedoch nicht sicher nachgewiesen. Denn die meisten Untersuchungen zum Thema bestehen vor allem aus Umfragen, beruhen also vor allem auf Selbsteinschätzung. Sicher ist allerdings, dass viele Menschen manche ihrer Beschwerden dem Wetter zuschreiben. Und gleicht man die Angaben mit Wetterkarten ab, liegt ein Zusammenhang nahe.
Häufig beschriebene Symptome bei Wetterfühligkeit:
- Kopfschmerzen
- Migräne
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Gelenkschmerzen
- Schlafstörungen
Manche Menschen scheinen Wetteränderungen sogar zwei bis drei Tage vorher zu spüren. Möglicherweise sind dafür spezielle Sinneszellen verantwortlich, die sich insbesondere in den Gefäßwänden der Halsschlagader befinden: sogenannte Barorezeptoren. Diese können Druck wahrnehmen – und vielleicht auch Änderungen im Luftdruck. Nachgewiesen ist dies jedoch nicht.
Wann tritt Wetterfühligkeit auf?
Ob eine Wetterveränderung das eigene Befinden spürbar beeinflusst, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Wie gut kann sich der eigene Körper auf das Wetter einstellen? Möglicher Einfluss durch:
- individuelle körperliche Voraussetzungen
- allgemeiner Gesundheitszustand
- Schlafmangel
- Stresslevel
- Um welche Wetterart handelt es sich (z.B. Hochdruck- oder Tiefdruckgebiet, Hitze oder Kälte)?
- Wie stark ist der Wetterumschwung?
Grunderkrankungen begünstigen Wetterfühligkeit
Solche Wetterveränderungen machen nicht im eigentlichen Sinne krank. Dennoch können bei wetterfühligen Menschen die Beschwerden durchaus stark sein und eine gesundheitliche Belastung darstellen. Das ist insbesondere der Fall, wenn der Körper es nicht schafft, sich wie erforderlich zu regulieren. Etwa weil Erkrankungen bestehen und/oder manche Körpersysteme nicht normgerecht reguliert sind (wie etwa bei Bluthochdruck oder zu niedrigem Blutdruck ).
Generell scheinen Frauen häufiger wetterfühlig zu sein als Männer und ältere Menschen häufiger als junge. Bei vielen Menschen, die sich für wetterfühlig halten, bestehen zudem langjährige Vorerkrankungen (wie chronische Schmerzen oder Atemwegserkrankungen).
Bei wem sich mit welchen Erkrankungen Wetterfühligkeit besonders bemerkbar macht:
- Bei Temperaturanstieg reagieren vor allem Menschen mit Heuschnupfenoder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wetterfühlig.
- Bei Temperaturrückgang sind vor allem Menschen mit Gefäßerkrankungen, Rheuma, chronischen Schmerzen, Atemwegserkrankungen oder Asthma betroffen.
Für manche wetterabhängigen Beschwerden lässt sich gut nachvollziehen, wie diese entstehen können. Bei Kälte etwa ziehen sich Atemwege und Gefäße zusammen. Das kann beispielsweise Menschen, die Asthma haben, zu schaffen machen. Menschen mit Bluthochdruck beobachten bei Kälte unter Umständen einen zusätzlichen Blutdruckanstieg und verspüren entsprechende Beschwerden. Bei Wärme wiederum weiten sich die Blutgefäße in Beinen und Armen. Insbesondere wer bereits Kreislaufprobleme hat, zum Beispiel niedrigen Blutdruck, kann nun Beschwerden durch den absackenden Blutdruck bekommen. Wetterlagen, die zu mehr Staub in der Luft führen (wie Gewitter oder Sturm), können Menschen mit Atemproblemen belasten.
Belastend für den Körper sind dabei vor allem rasche, häufige oder starke Wetterumschwünge. Denn bei Letzteren ändern sich gleich mehrere Wetterfaktoren auf einmal, wie etwa Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung, Bewölkungsgrad, Lichtverhältnisse und Luftdruck.
Beispiele für starke Wetterumschwünge:
- Wechsel von abziehendem oder schwächer werdendem Hochdruckgebiet zu nahendem Tief
- Durchzug einer Warm- und Kaltfront
- Rückseite eines abziehenden Tiefs
Am wenigsten durch das Wetter belastet fühlen sich Menschen anscheinend, wenn sie sich im Zentrum eines Hochdruckgebiets befinden.
Was hilft bei Wetterfühligkeit?
Manche Mediziner und Meteorologen glauben, dass Wetterfühligkeit zum Teil ein Zivilisationsproblem ist: Während der Mensch früher mehr Zeit im Freien verbracht hat, sitzen die meisten Menschen heutzutage überwiegend in Räumen, bei denen sich Temperatur und Licht steuern lassen. Möglicherweise hat der Körper also “verlernt”, sich optimal an Wetterveränderungen anzupassen. Wer seine Wetterfühligkeit bessern möchte, dem kann es daher unter Umständen helfen, mehr Zeit draußen zu verbringen – und das am besten täglich und bei jedem Wetter.
Saunagänge oder wechselwarmes Duschen können zudem helfen, die Gefäße zu trainieren und so den Kreislauf positiv beeinflussen. Da auch Faktoren wie Stress oder Schlafmangel eine Wetterfühligkeit verstärken können, empfehlen manche Experten auch Entspannungsübungen und ausreichend Schlaf.