Ist Sitzen das neue Rauchen?
“Setzen Sie sich doch” – eine nett gemeinte Geste, die allerdings für die Gelenke alles andere als freundlich ist. Sitzen tut dem Körper nicht gut. Man setzt nicht nur an, sondern es kann auch negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben.
Wir sitzen rund 14 Stunden am Tag! Das heißt, dass wir den Großteil der Zeit auf Stühlen, Autositzen, Sofas und Sesseln verbringen – laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Wir sitzen beim Frühstück, in der Bahn oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit, anschließend viele Stunden im Büro und abends schließlich gemütlich auf der Couch nach dem wohlverdienten Feierabend.
Ich sitze, also bin ich
Wem viel “Sitzfleisch” attestiert wird, der gilt heute wie gestern als ausdauernd und fleißig. Und klar, da ist etwas dran, denn Sitzen ist eine wichtige Fähigkeit des Menschen. Die stabile Position verbraucht weniger Energie und man kann sich stärker und länger konzentrieren. Auch in der frühkindlichen Entwicklung zeigt sich die Bedeutung dieser Fähigkeit: Wenn die Welt sitzend beobachtet werden kann, steigt die motorische, kognitive und soziale Entwicklung.
Der Körper merkt sich alles
Fakt ist allerdings: Wir sitzen heutzutage einfach zu oft und vor allem viel zu lange. Und das geht an unserer Gesundheit natürlich nicht spurlos vorbei, denn bereits nach vier Stunden – also in der Regel zur Mittagspause – verzeichnet der Körper erste Folgen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes steigt, da ein bestimmtes Enzym, das für den Fettstoffwechsel wichtig ist, nicht mehr arbeitet. Eine weitere Folge des “Sitzmarathons” ist eine flachere Atmung. Muskeln können sich zurückbilden, auch Organe, Gelenke und Bandscheiben werden falsch belastet.
“Kaputtgesessene” Gelenke
Nur wenn die Gelenke regelmäßig bewegt werden, können sie aber mit wichtigen Nährstoffen für Knorpel und Knochen versorgt werden. Während des Dauersitzens “verhungert” die schützende Knorpelschicht. Die Oberfläche wird rau und das Gelenk kann nicht mehr reibungslos gleiten. Der Knorpel nutzt sich immer mehr ab und die Gelenkbewegung kann nicht mehr abgefedert werden. Am häufigsten treten die Probleme an den Gelenken auf, die durch das Körpergewicht und im Sitzen am meisten beansprucht werden, wie Knie und Hüfte. Durch das ständige Sitzen erschlafft auch der Muskelapparat, der als Stützkorsett für Knie und Wirbelsäule wichtige Funktionen hat.
Zappeln tut gut
Abhilfe schafft eigentlich nur viel Bewegung – und zwar nicht nur nach dem Dauersitzen, sondern auch währenddessen: Wichtig ist zwischendurch immer wieder aufzustehen, kleine Laufwege einzuplanen und nach Möglichkeit auch mal im Stehen zu arbeiten. Die Abwechslung zählt! Als Ausgleich für unfreiwillige Sitzenbleiber empfehlen sich zudem moderate Sportarten wie Schwimmen und Fahrradfahren, die die Gelenke in Bewegung bringen, aber nicht zu stark belasten