Tuberkulose nimmt zu, auf Symptome achten

Tuberkulose wird per Tröpfcheninfektion übertragen. Oft zeigen sich Symptome erst nach Jahren. Mehr über Test und Impfung.

Tuberkulose spielte in Deutschland lange Zeit kaum noch eine Rolle. Die Krankheitsfälle nahmen immer weiter ab. Seit Kurzem ist das anders. Im Jahr 2016 wurden knapp 6.000 Fälle der meldepflichtigen Infektionskrankheit registriert. Das sind 29 Prozent mehr als im vorhergehenden Jahr, wie das Robert-Koch-Institut meldet. Weltweit ist Tuberkulose sogar die häufigste Infektionskrankheit, die zum Tode führt, berichtet die WHO

Zwar sind die Heilungschancen bei Tuberkulose (TBC) in Westeuropa sehr gut. Doch auch hier bereitet die zunehmende Resistenz mancher der Krankheitskeime gegen bewährte Tuberkulose-Medikamente große Sorge.

Tuberkulose betrifft meist die Lungen

Auslöser der Infektionskrankheit sind Tuberkulosebakterien. Dabei handelt es sich um Mycobakterien, die wiederum rund 150 Untergruppen haben. Der beim Menschen am häufigsten auftretende Erreger ist Mycobacterium tuberculosis. Sein Entdecker ist Robert Koch (1843 bis 1910). Der Mediziner und Mikrobiologe erhielt dafür den Nobelpreis. Damals wurde die Krankheit, die diese Bakterien auslösten, übrigens Schwindsucht genannt, weil die Kranken immer schwächer werden, ihr Husten immer quälender, sie also langsam dahinschwinden.

Tuberkulosebakterien greifen vor allem die Lunge an. Lungen-Tbc (pulmonale Tuberkulose) ist mit Abstand die häufigste Infektion durch diese Erreger. Möglich, doch extrem selten ist Tuberkulose in anderen Bereichen wie:

• Rippenfell
• Hirnhäute
• Knochen
• Verdauungsorgane
• Geschlechtsorgane
• Haut

Mit Tuberkulose anstecken – so groß ist das Risiko

Die wichtigste Rolle bei dieser Infektionskrankheit spielt also Lungentuberkulose. Dabei werden die Tuberkel-Bakterien per Tröpfcheninfektion, also mit Husten oder Niesen übertragen. Die Erreger sind äußerst resistent und können bis zu drei Monate außerhalb des Menschen überleben. In diesem Zusammenhang sollte übrigens das beliebte auf den Boden Spucken überdacht werden, das die Ausbreitung der Bakterien begünstigt.

Tuberkulose verläuft in Stadien

Werden die Bakterien eingeatmet oder gelangen sie über eine winzige Hautverletzung in den Körper, bedeutet das jedoch noch nicht, akut zu erkranken. Ist das Immunsystem stark, besiegt es die Erreger. Abwehrzellen schließen die Bakterien ein (latente Tuberkulose oder Stadium I). Diesen sogenannten Primärkomplex entwickeln alle Infizierten. Im weiteren Verlauf können sich um das Keimmaterial Kapseln bilden, also Granulome, vor allem in der Lunge (Stadium II, geschlossene Tbc). Diese Form ist nicht ansteckend.

Bei vielen Betroffenen werden die Bakterien in den Knötchen oder Tuberkeln nach und nach besiegt. Die Tuberkel bilden sich zurück, es entstehen Vernarbungen, die später auf dem Röntgenbild zu erkennen sind. Innerhalb der Tuberkel können die Bakterien jedoch auch überleben.

Sind die Abwehrkräfte jedoch einmal nicht so stark, kann sich eine Entzündung bilden, die aktive Tuberkulose (Stadium III). Vor allem immungeschwächte Menschen, also etwa HIV-Infizierte oder alte Menschen, haben hier ein hohes Risiko. Wenn sich daraus eine offene, infektiöse Tuberkulose bildet, die Bakterien also nicht abgekapselt sind und einen Bronchialast erreicht haben, gelangen sie mit dem Ausatmen, Sprechen, Husten und Niesen in die Luft. Offene Tbc ist deshalb hochansteckend.

Diese Zusammenhänge – latente Tuberkulose, aktive oder offene Tbc – erklären, warum sich keine eindeutige Ansteckungszeit (Inkubationszeit) bei Tuberkulose feststellen lässt. Bei etwa acht Prozent der Betroffenen bricht sie innerhalb von zwei Jahren nach dem Kontakt mit dem Erreger aus, bei anderen bleibt sie meist ein Leben lang nur latent vorhanden oder heilt gänzlich ab.

Die Symptome bei Tuberkulose sind mehr als Husten

Latente Tuberkulose oder Primärtuberkulose zeigt sich nicht durch bestimmte Symptome. Nur manchmal entstehen leichte Anzeichen wie bei einem Infekt, etwa Müdigkeit und etwas Fieber.

Erst aktive und dabei vor allem offene Tuberkulose, also Stadium II und III verursachen typische Symptome:

• Nachtschweiß
• Schwäche
• Appetitlosigkeit
• Gewichtsverlust
• Husten mit und ohne Auswurf
• Bluthusten
• Brustschmerzen

Blutspuren im Auswurf, oder wenn Husten länger als zwei Wochen anhält, sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden.

Tuberkulose-Test

Mit einem einfachen Haut-Test, dem Tuberkulin-Test (THT), lässt sich Tuberkulose sechs Wochen nach dem Kontakt mit den Erregern nachweisen. Dabei werden Antigene der Tbc-Bakterien unter die Haut injiziert. Bildet sich innerhalb von zwei bis sieben Tagen ein deutlich tastbarer Knoten um die Einstichstellen, liegt eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien vor.

Das Testverfahren zeigt jedoch in erster Linie nur, ob der Körper Kontakt mit den Erregern hatte, aber nicht eindeutig, wie stark die Infektion ist, latent oder aktiv. Zur Ergänzung oder besser noch als erste Diagnoseoption empfiehlt deshalb das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose einen speziellen Bluttest, den Interferon-Gamma-Test (Interferon-Gamma Release Assays, IGRA). Er kann im Blut Interferon-Gamma nachweisen, das bei einer Infektion mit Tuberkulose freigesetzt wird. Die Menge dieser Immunabwehr-Zellen gegen den Erreger zeigt, wie stark die Infektion ist.

Das ist wichtig für die Tuberkulose-Diagnose

Haben diese ersten Untersuchungen Hinweise darauf geliefert, dass Lungentuberkulose vorliegt, oder sind die Symptome Husten und Schwäche stark ausgeprägt, wird der Arzt folgende Untersuchungen empfehlen:

• Röntgen
• Computertomografie, falls die Röntgenuntersuchung kein eindeutiges Ergebnis erbrachte
• Bakteriologische Diagnostik: Labornachweis des Erregers aus dem Sputum (Auswurf)

Mit diesen Verfahren lässt sich Tuberkulose zweifelsfrei diagnostizieren.

Tuberkulose – Therapie kombiniert verschiedene Medikamente

Aktive und offene Tuberkulose ist lebensgefährlich, wenn sie nicht gezielt behandelt wird. Weil es sehr unterschiedliche Bakterienstämme gibt und auf jeden Fall eine Resistenzbildung vermieden werden muss, sind mehrere Wirkstoffe nötig. Die Standardmedikamente bei Tuberkulose (spezielle Antibiotika, Antituberkulotika):

• Isoniazid (INH),
• Rifampicin (RMP),
• Ethambutol (EMB),
• Pyrazinamid (PZA) und
• Streptomycin.

Zusätzlich gibt es noch Zweitrang- oder Reservemedikamente, die bei Unverträglichkeit oder Resistenz zum Einsatz kommen. Die WHO stuft aktuell Streptomycin übrigens ebenfalls in diese Gruppe ein, weil es nicht oral gegeben werden kann.

Die Behandlung von Tuberkulose sieht eine sechsmonatige Chemotherapie mit diesen Wirkstoffen vor. Dabei handelt es sich in diesem Fall um meine Kurztherapie, denn oftmals ist es nötig, die Behandlung um weitere Monate zu verlängern und die Kombination der Medikamente zu ändern.

Gefährliche Resistenzen bei Tuberkulose

Wichtig ist es vor allem, die Medikamente genau nach Vorschrift und ausreichend lange nach Anweisung der Ärzte einzunehmen. Zwar bessert sich der Gesundheitszustand oft schon nach einem oder zwei Monaten deutlich. Doch nur wenn die Arzneimittel ausreichend lange eingenommen wurden, sind die Tuberkulosebakterien wirklich vernichtet – auch die abgekapselten. Gefährliche Resistenzen bei Tuberkulosemedikamenten entstehen auch dadurch, weil Patienten die Antituberkulotika nicht ausreichend lange eingenommen haben.

Diese Resistenzen sind ein großes Problem bei der Behandlung von Tuberkulose. Die Bakterien sind sehr anpassungfähig und manche Stämme sind bereits gegen die beiden gängigen Tuberkulosemittel Rifampicin und Isoniazid immun (Multiresistenz). Besonders besorgniserregend: Auch gegen neue, erst vor Kurzem zugelassene Antibiotika gegen Tuberkulose wie Delamanid und Bedaquilin scheint es bereits Resistenzen zu geben, wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung meldet.

Impfung gegen Tuberkulose

Immer dringender wird deshalb die Notwendigkeit, einen Impfstoff gegen Tuberkulose zu entwickeln. Laut WHO werden derzeit 15 Impfstoffkandidaten getestet. Die Schwierigkeit bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Tuberkulose: Die unterschiedlichen Stämme der Tuberkulose-Bakterien setzen sich aus wesentlich mehr Untergruppen zusammen, als bisher angenommen, wie eine aktuelle Studie herausgefunden hat. Deshalb ist es so schwierig, mit einem Impfstoff Immunität gegen die vielen unterschiedlichen Tuberkulose-Bakterien zu erreichen.

Zwar gibt es bereits einen Impfstoff gegen Tbc. Der Impfstoff, der nach seinen Entwicklern Albert Calmette und Camille Guérin BCG (Bacillus Calmette-Guérin) heißt, wird allerdings von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht mehr empfohlen. Seine Wirksamkeit ist nicht richtig bewiesen, die Rate der Komplikationen und Nebenwirkungen jedoch hoch. Obwohl die Impfung in Hochrisikogebieten wie etwa Indien, China, Pakistan, Russland und Afrika häufig durchgeführt wurde, hat sich Tbc dort trotzdem ausgebreitet – und Resistenzen gegen Tuberkulose-Medikamente sind vor allem in diesen Regionen hoch